Viele haben schon von der Elisabeth-Aue gehört, seit die Berliner Grünen 2016 in den Koalitionsverhandlungen die Baupläne auf den Feldern zwischen Blankenfelde und Französisch Buchholz stoppten. Wiederholt verweigerten die Pankower Bezirksverordneten den Bauplänen die Zustimmung (Rabe Ralf April 2025, S. 3).

Die Bürgerinitiative Elisabeth-Aue hat ausführlich dargelegt, warum Landschafts-, Arten- und Naturschutz die Bebauung der Felder verbieten sollten. Sie fordert Landschaftsschutz für die ganze Elisabeth-Aue. Die Pankower Grünen-Fraktion formulierte 2022 ein Konzept für ein grünes Band, das den Volkspark Blankenfelde mit den an drei Seiten des Plangebietes gelegenen Landschaftsschutzgebiets-Flächen verbindet. Nur etwa ein Drittel der aktuellen Senatsplanung sollte für ein klimaangepasstes Baugebiet genutzt werden.

Auch Lars Bocian (CDU), der die Ortsteile im Abgeordnetenhaus vertritt, sowie der Elisabeth-Aue e.V. fordern eine Randbebauung. All diese Positionen werden seit Jahren in Pankow öffentlich erwogen und vom Senat ignoriert.

Beteiligung: Fehlanzeige

Seit 2021 will Stadtentwicklungs-Senator Christian Gaebler (SPD) die ehemaligen Rieselfelder bebauen. Bekannt wurde zunächst vor allem, dass 5000 Wohnungen entstehen sollen – so viele, wie schon 2014 einmal geplant waren. Bürgerbeteiligung oder auch nur genaue Informationen – Fehlanzeige. Zwar gibt es seit 2022 ein vom Senat finanziertes Team „Pankow beteiligt“, doch das blieb inaktiv.

Folglich bleiben die Fragen der Bürger weiter offen: Wird es einen Ringschluss der Tramlinien 50 und M1 geben? Kommt eine Oberschule? Müssen es gleich 5000 Wohnungen sein? Was wird aus der Flüchtlingsunterkunft? Bleibt Raum für Feldhase, Zauneidechse und Fledermaus?

In diesem Frühjahr gab es überraschend einen ersten Teil-Bebauungsplan und am 26. Mai fand eine öffentliche Anhörung statt. Es sollen zunächst 660 Wohnungen gebaut werden, davon 160 für Geflüchtete und 250 im sozialen Wohnungsbau. Die dringend benötigte Oberschule sowie der Tram-Ringschluss werden in Aussicht gestellt.

Keine übergeordnete Planung 

Die anwesenden Buchholzer und Blankenfelder standen den Großbauplänen skeptisch gegenüber. Manche sorgen sich um ihre Aussicht, andere fürchten mehr Autoverkehr und Staus. Kann die Tram 50/M1 den zusätzlichen Verkehr aufnehmen? Können aus ehemaligen Rieselfeldern Gifte in Atemluft und Wasserkreislauf gelangen? Auch das Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde, eine grüne Lunge für Pankow, möchten viele erhalten sehen. Vor dem Versammlungsort demonstrierten Blankenfelder Bauern mit Treckern. 

Wie auch bei den anderen Stadtquartieren lässt der Senat isoliert planen. Ein „integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept“ (ISEK), mit dem man beim ersten Anlauf von 2014 begonnen hatte, wurde 2021 nicht wieder aufgenommen. Solch eine übergeordnete Planung berücksichtigt auch die Auswirkungen des künftigen Stadtquartiers auf die Umgebung, auf Infrastruktur, Kulturangebote, Stadtklima, Landschafts- und Naturschutz. Diese wichtigen ISEK-Planungen hält der Stadtentwicklungssenator offenbar für überflüssig.

Teilbebauung: Wir fangen schon mal an

Warum gibt es nun aber einen Teil-Bebauungsplan? Es dürfte sich um Lockspeise handeln. Schon seit Jahrzehnten wird für Französisch Buchholz eine Oberschule ersehnt. Sie wäre die erste neu gebaute Oberschule in Pankow seit Jahren und könnte die häufig überlangen Schulwege in andere Berliner Bezirke verkürzen. Nun wird Druck gemacht: Wegen der Typenbauweise müsse sofort entschieden werden, weil sonst die Schule in einem anderen Bezirk gebaut werden würde.

Ähnlich sieht es bei der Tram aus: Wegen der Rentabilitäts-Berechnungen, die nicht veröffentlicht werden und nicht überprüft werden können, soll der Ringschluss nur dann kommen, wenn auch 5000 Wohnungen gebaut werden.

Viele Pankower wissen, wie schwer es ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden, darum sympathisieren sie durchaus mit zeitgemäßen, nachhaltigen und bezahlbaren Neubauten. Das Bauen im Bestand hat sicher noch Reserven, doch ohne Neubauten wird es in den nächsten Jahrzehnten in Berlin nicht gehen.

Wenn man Bebauungspläne vorlegt, müssen viele Gutachten erstellt werden. Doch die veröffentlichten Planungen für die Teilbebauung sind unvollständig. Nicht nur, weil die restlichen rund 4300 Wohnungen in diesem B-Plan nicht behandelt werden – sie sollen später geplant werden –, auch zu der Teilbebauung fehlt Wichtiges. So sind die Boden- und Altlasten-Analysen noch nicht fertig, Verkehrsgutachten fehlen, Regenwasser- und Hitzekonzept sind noch in Bearbeitung, auch ein Freiraumkonzept fehlt.

Aber erst mit diesen Unterlagen lässt sich überhaupt eine fundierte Entscheidung über das ganze Projekt treffen. Stattdessen fängt man schon mal an und stellt Erwünschtes in Sichtweite.

Lieber ohne Naturschutzverbände

Die kenntnisreichsten Opponenten der Senatsverwaltung sind die Naturschutzverbände. Gerade hat der Senat die Beteiligung der Verbände durch kurze Fristen erschwert, so dass es die meist ehrenamtlichen Naturschützer immer schwerer haben, rechtzeitig Stellungnahmen von hoher Qualität zu formulieren. Meist werden ihre Einwände ignoriert, weshalb kürzlich zum Beispiel die Initiative Moorlinse in Buch die Mitarbeit am „Runden Tisch“ zu dem dortigen Bauvorhaben beendete.

So bleibt den Verbänden nur der Klageweg – nicht selten mit Erfolg. Als Reaktion der verantwortlichen Senatoren und Stadtentwickler ist dann der Vorwurf zu hören, die Verbände wollten jede Bautätigkeit verhindern. Überhaupt sei dieser verflixte Naturschutz ein ewiger Stolperstein für die Bauverwaltung und man müsse ihn „entbürokratisieren“, also erschweren und zurückdrängen.

Bei der Planung der Elisabeth-Aue gehen die politisch Verantwortlichen also nicht den Weg des offenen Bürgerdialogs, sondern den der angeblichen Alternativlosigkeit.

Kümmern und Täuschen

Doch politisch Verantwortliche agieren auch unaufrichtig: Zwar kritisiert Lars Bocian in Pankow die vollständige Bebauung wegen unzureichender (Auto-)Infrastruktur und schlägt eine Randbebauung vor, doch in der CDU-Fraktion des Abgeordnetenhauses stimmt er den Bauplänen zu.

Ähnlich agieren er und seine Parteifreunde Dirk Stettner und Johannes Kraft als „Kümmerer“ bei anderen Bauprojekten in Pankow: der Alten Schäferei, einem dritten neuen Stadtquartier in Buchholz, der Moorlinse, Süd-Blankenburg und Karow. Im Abgeordnetenhaus kümmert man sich dann nicht mehr, man stimmt zu.

Diese Politik der vollendeten Tatsachen und der Unaufrichtigkeit wird dazu beitragen, dass Demokratiefeinde, die in Pankows Norden bereits über 20 Prozent der Stimmen bekamen, weiter von „Die machen ja doch, was sie wollen“ und „Hier geht sowieso alles den Bach runter“ schwadronieren können. Schon deshalb ist eine transparente, echte Bürgerbeteiligung kein überflüssiger Zierrat.