In ihrer Livereportage „Grad°jetzt: Gegen die Angst“ nimmt die Journalistin und Klima-Influencerin Louisa Schneider das Publikum mit auf eine Reise zu Klima-Kipppunkten unseres Planeten. Gemeinsam mit dem Greenpeace-Fotografen Markus Mauthe hat sie einige der schwersten Auswirkungen der Klimakrise dokumentiert und mit denen gesprochen, die besonders darunter leiden.
„Die Menschen dort geben nicht auf, sondern kommen zusammen. Das hat mir wahnsinnig viel Hoffnung und Motivation gegeben“, sagt Louisa. Für sie sind diese Begegnungen der Motor ihres Engagements gegen das fossile Weiter-so. „Wir sehen, was passiert: wie schmutzig, gefährlich und schädlich das Ganze ist. Wir wissen, wie die besseren Lösungen aussehen. Warum setzen wir sie nicht um?“
Ihre Reise zeigt nicht nur katastrophale Umweltfolgen, sondern auch, wie Kapitalismus und Kolonialismus tief in den Strukturen der Klimakrise verankert sind.
Grüne Lunge der Erde
Das erste Ziel der Reise ist der Amazonas-Regenwald Brasiliens, wo die indigenen Yanomami der Abholzung ihrer Wälder widerstehen. Wie andere indigene Völker setzen sie sich intensiv für den Schutz der Umwelt ein. In Brasilien sind ihre Gebiete besonders geschützt und sollen so vor Abholzung bewahrt werden. Der Wald ist für sie mehr als nur Naturraum und Ressource, er ist Teil ihrer Kultur und Identität, eine Art göttliches Wesen, das in Harmonie mit den Menschen existiert.
Eine Stadt versinkt im Meer
Senegal ist akut vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Besonders in Saint-Louis, dem kulturellen Zentrum des westafrikanischen Landes, sind die Auswirkungen des Klimawandels spürbar. Die Menschen bauen Gerüste aus Holz, Stein und Plastikmüll, um den Strand und ihre Heimat vor der Erosion zu schützen. Die zunehmende Bodenversalzung erschwert die Landwirtschaft.
„Es geht uns nicht um Hilfe, sondern um Klimagerechtigkeit“, bekommen die Gäste aus Europa zu hören. Die Bevölkerung leidet nicht nur unter den Folgen des Klimawandels, sondern auch unter der wirtschaftlichen Ausbeutung durch ehemalige Kolonialmächte. Schiffe aus reichen Ländern plündern die Fischbestände, während durch Erdgasförderung die Umwelt zerstört wird. Die Menschen in Senegal haben die Klimakrise nicht verursacht, gehören aber zu den ersten, die unter ihr leiden.
Die Arktis schmilzt
Bei den Inuvialuit im Nordwesten Kanadas taut der Permafrostboden auf. Das setzt Treibhausgase wie Methan frei, was das Klima weiter anheizt. Ein Dominoeffekt droht. „Es ist, als würden wir unsere eigene Zukunft begraben“, sagt Louisa. Der Boden unter den Häusern taut auf, die traditionellen Jagdmethoden werden durch das veränderte Ökosystem unmöglich. „Die Menschen hier haben die größten Schäden durch unsere Handlungen zu tragen“, stellt Louisa fest.
Auch das Schmelzen des Grönland-Eises ist ein dramatischer Kipppunkt. Wo das helle Eis dem dunklen Boden weichen muss, wird der Schmelzprozess beschleunigt, weil die Sonnenstrahlen nicht mehr reflektiert werden und den Boden aufheizen. Die Veränderungen sind nicht nur für Grönland, sondern für den gesamten Planeten gravierend, weil der Anstieg des Meeresspiegels Küstenregionen weltweit bedroht.
Korallenriff in Gefahr
Das Great Barrier Reef vor Australien ist eines der bedeutendsten Ökosysteme der Welt. Doch die immer häufigeren Korallenbleichen aufgrund des Klimawandels haben das riesige Riff schon schwer geschädigt. Sollte die Erdtemperatur noch um ein weiteres halbes Grad steigen, droht das Absterben aller Korallen. In einer Forschungsstation beobachtet Louisa die Aufzucht von Korallen, die helfen sollen, die Riffe zu restaurieren, falls es wieder zu einer Abkühlung der Meere kommen sollte.
Ein letzter Stopp führt zu den australischen Adani-Kohleminen. Der Steinkohleabbau trifft die Aborigines, die seit 60.000 Jahren auf diesem Land leben, in Form einer anhaltenden kolonialen Ausbeutung ihrer Ressourcen und Zerstörung der Natur. Doch auch hier gibt es Hoffnung: Die Gemeinschaften der Wangan und Jagalingou leisten seit über einem Jahrzehnt erfolgreich Widerstand in einem Protestcamp.
Klimagerechtigkeit?
Klimagerechtigkeit sei nicht nur ein ökologisches Konzept, erläutert Louisa. „Es geht um Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.“ Mit ihrer Liveshow will sie nicht schockieren, sondern aktivieren: „Ich glaube, dass ich besonders durch die Bilder die Menschen erreichen kann.“
Doch wie lässt sich Klimagerechtigkeit konkret durchsetzen? Die Politik dürfe nicht nur kurzfristige Interessen berücksichtigen, meint Louisa. „Wenn du die Klimakrise als größte Bedrohung erkennst und keine Maßnahmen ergreifst, dann bezweifle ich, dass du wirklich Politik machst.“
Kraft schöpfen
Trotz der ernsten Eindrücke bleiben ihre Worte eine Quelle der Hoffnung. „Es ist auch okay, wenn man sich mal hoffnungslos fühlt“, sagt Louisa. „Dann ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, Kraft zu sammeln und wieder aufzustehen.“ Vor allem die Gewissheit, dass Millionen Menschen bereits aktiv sind, motiviere sie, sich weiter zu engagieren.
Die Reise und ihre Botschaften bieten nicht nur Einblicke in die globale Dimension der Klimakrise, sie geben auch die Zuversicht und den Mut, um gegen sie zu kämpfen. Wir haben die Verantwortung, zu handeln – nicht aus Mitleid, sondern weil die Forderung nach Klimagerechtigkeit legitim ist.
„Grad°jetzt“ ist ein eindrucksvoller Weckruf und eine klare Aufforderung: Die Zeit für Taten ist jetzt, und es liegt in unserer Hand, wie wir die Welt für die kommenden Generationen gestalten.