Die Ballade der revolutionären Bohne Leela

Leela ist nur eine Bohne,
Wohnt in ner entfernten Zone,
Unbekannte Hülsenfrucht
Aus ner Massenbohnenzucht.

Leela wächst nicht in der Erde,
Ihr und ihrer Bohnenherde
Dient als karge Schlafesmatte
Nur sterile Aufzuchtswatte.

Nachts hört man sie leise singen,
Doppeltraurig muss es klingen,
Denn es hallen ihre Lieder
Von den Labormauern wider.

„Ach“, hört man sie singend klagen,
„Lieg mir selber schwer im Magen,
Und ich möchte schier verzagen
An den ewig gleichen Tagen.“

„Habe schließlich resigniert,
Akzeptiert, dass patentiert,
Erb und Gut gehörn nem Herrn
Von nem Bohnengroßkonzern.“

Und es hallt die düstre Klage
Über ihre Bohnenlage
Von den Labormauern wider:
Leela hört die eignen Lieder.

Wie sie sich nun selber hört,
Merkt sie, dass es sie doch stört,
Und ihr jammervolles Reimen
Lässt in ihr was Neues keimen.

Aus der Trauer wird dann Wut,
Und aus Wut wird schließlich Mut,
Lautes Dur wird aus dem Moll:
Leela hat die Schnauze voll!

Leela sagt jetzt „wir“ statt „ich“
Bürstet laut gegen den Strich,
Die Monsantopropaganda
Ruft zu allen Bohnen: „Ran da!“

Nimmt die schwarzen und die roten,
Jene mit und ohne Schoten,
Und formt diese dann gekonnt
Zu ner Bohneneinheitsfront.

Leela schreit heraus: „Genossen!
Kommt aus Samen ihr, aus Sprossen,
Keimt ihr frei oder in Zucht:
Alle seid ihr Hülsenfrucht!“

„Bohnenvolk“, ruft sie, „gib Acht
Und erkenne deine Macht:
Alle Räder stehen still,
Wenn dein Rankenarm es will!“

Und nach diesem klugen Rat
Schreitet die Armee zur Tat.
„Kein Gelaber, nur Aktion!“,
Ruft die Rotbohnenfraktion.

Darauf folgen blut'ge Szenen,
Von denen wir hier nur erwähnen,
Dass Monsanto (heute Bayer)
Einen Tritt kriegt in die Eier.

Monsanto flieht mit rotem Hoden,
Die Konzernmacht liegt am Boden.
Man muss diese Bohnen loben,
Denn sie treten nur nach oben.

Danach jubeln Bohn‘ und Sprosse:
„Fortgejagt ham wir die Bosse,
Und die Bohnensamenbank
Ist jetzt fest in Volkes Hand.
Liebe Leela, vielen Dank!“

Leela ist nur eine Bohne,
Wohnt heut in ner andren Zone
Als bekannte Hülsenfrucht
In ner Solibohnenzucht.

Christine

Nach zwei Jahren ging das Projekt „Eine Welt vor der Linse“ der Grünen Liga Berlin im Dezember zu Ende. In dieser Zeit ist viel geschehen. Wir waren mit dem Projekt zu Gast in verschiedenen Schulklassen, haben Wissen vermittelt, mit einer Pilotklasse Filme gedreht und zum Nachmachen bei vielen anderen Kindern und Lehrkräften angeregt. Dazu haben wir in Traumwerkstätten nach Lösungen und Visionen gesucht. Wie schaffen wir es von der Ist-Eine Welt zur Traum-Eine Welt? Wie sieht diese Welt eigentlich für dich und mich aus und welche Wege und Lösungen führen ans Ziel?

All das kulminierte im Kreativ-Wettbewerb „Leela und Co. retten die Eine Welt“. Hier waren alle Umsetzungsmethoden willkommen, ob Film, Cartoon, Gedicht oder Collage – Hauptsache, die Eine Welt wird gerettet. Und so wurden sehr vielfältige Ideen und Umsetzungen eingesendet. Ein Superheldin-Kostüm war genauso dabei wie ein tolles detailreiches Diorama. Die Beiträge, die in den beiden Kategorien Erwachsene und Kindergruppe gewonnen haben, teilen eines: Sie zeigen, es geht nur gemeinsam (gegen die da oben).

Rettende Mauzis und revolutionäre Bohne

Die Mauzis schließen sich zusammen und schaffen es, den Regenwald zu retten. Dafür feiern sie am Ende eine wohlverdiente Party, wie ihr hier im Bild seht. Wie ihnen das gelungen ist, könnt ihr euch auf unserer Wettbewerbsseite anschauen.

Die Bohne Leela ist da noch eher von der alten Schule und viel revolutionärer drauf! Überzeugt euch selbst: „Die Ballade der revolutionären Bohne Leela“ könnt ihr hier lesen. Unten findet ihr zwei weitere Beiträge über die subversive Erziehung von Kindern durch Nannys und die Rettung bedrohter Tiere.

Auch die Beiträge aller anderen Gewinner*innen präsentieren wir auf unserer Webseite. Und wer jetzt selber aktiv werden möchte, kann sich dort auch unsere Handreichung zum Projekt herunterladen.

Wir bedanken uns zum Schluss bei allen, die mitgemacht haben, und bei unseren Unterstützern Werkhaus, Avocadostore, Gerstenberg-Verlag und Gebana. Hoffentlich bis zum nächsten Projekt!

Wettbewerbs-Seite: grueneliga-berlin.de/kreativ-wettbewerb

Das Projekt „Eine Welt vor der Linse“ wurde durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesentwicklungsministeriums gefördert.

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Stille Lehrmeisterinnen der Empathie

Beitrag von Kay-Peter: Leela und Co. retten die Eine Welt, indem sie Nannys ausbilden, die die Kinder der reichsten Familien der Welt heimlich zu verantwortungsbewussten Menschen erziehen.

Der erste Tag

Das Eingangstor des Thornfield Institute for Elite Mentors knarrte leise, als ich es öffnete. Der Duft von Moos und Holz lag in der Luft, und das alte Herrenhaus wirkte wie die Szene aus einem verwunschenen Märchen. Es war ein Ort, der mir sofort das Gefühl gab, dass hier etwas Außergewöhnliches geschehen würde.

Ich war, gemeinsam mit einer Handvoll von anderen Frauen aus verschiedenen Ecken der Welt, von einer Agentur für eine hochklassige Ausbildung ausgewählt worden: Als Kindermädchen mit einem Abschluss am Thornfield Institute würde ich später nur für die reichsten und einflussreichsten Familien der Welt tätig werden. Doch schnell wurde mir klar, dass es hier um weit mehr ging als um gehobene Kinderbetreuung.

Madame Duval, die Direktorin des Thornfield, erwartete uns bereits. Mit einem durchdringenden Blick und einer ruhigen, festen Stimme erklärte sie, was unsere Aufgabe wirklich beinhaltete. „Die Kinder, für die Sie arbeiten werden, sind oft in einer Welt aufgewachsen, die von materiellen Werten, Status und Oberflächlichkeiten geprägt ist. Ihre Rolle wird es sein, ihren Schützlingen etwas ganz anderes zu zeigen.“ Sie machte eine Pause, ließ ihre Worte wirken. „Sie werden den Kindern Empathie für ihre Mitmenschen, die Natur und alle Lebewesen nahebringen – eine Liebe, das sie sonst nicht kennenlernen würden.“

Bei der Besprechung der Lerninhalte wurde uns unsere hohe Verantwortung ebenso bewusst wie die gewaltigen Chancen, die Welt durch unsere Arbeit zum Guten zu beeinflussen. Die Kinder, die wir betreuen würden, waren in Familien groß geworden, in denen Rücksichtslosigkeit und Größenwahn grassierten. Sie lebten in einer Blase, die sie von den meisten Dingen, die die Welt so wunderbar und verletzlich machen, trennte. Als Nannys würden wir unser Möglichstes tun, um diese Blase zum Platzen zu bringen – ohne, dass es den Eltern jedoch auffallen würde.

„Kinder, die die Natur berühren, riechen und fühlen, lernen sie zu lieben“, sagte Madame Duval. Sie betonte, dass wir ihnen nicht nur Geschichten über die Natur erzählen, sondern sie ermutigen sollten, die Lebewesen um sich herum zu beobachten und zu schätzen. Die Schule stellte uns eine Sammlung von Ideen und spielerischen Methoden vor, um die Verbindung zur Umwelt zu wecken und zu fördern. Das Ziel war es, den Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie selbst mit allem um sie herum verbunden waren und daraus auch zusätzliche Kraft zehren konnten.

Madame Duval betonte die Bedeutung von Empathie und wie wir den Kindern helfen konnten, dieses Gespür auf natürliche Weise zu entwickeln. Sie nannte es das „Spiel der Perspektiven“: Wir sollten die Kinder spielerisch dazu einladen, sich in andere hineinzuversetzen. „Fragt sie, wie sich ein Baum fühlen würde, wenn er von einem Waldbrand bedroht wird“, schlug sie vor. Oder „Was geschieht mit einem Kind, das seine Heimat verlassen muss, weil der Regen ausbleibt?“

Unsere Ausbildung würde sich so umfangreich wie komplex gestalten: Wir würden lernen, wie wir den Erwartungen der Eltern gerecht werden konnten und in deren Welt völlig natürlich wirken würden. „Wenn sie spüren, dass Sie die Kinder von ihrem vorgezeichneten Weg abbringen wollen, werden Sie Ihre Aufgabe hier nicht erfüllen können. Ihre Rolle ist es, Vertrauen zu schaffen und still, aber unermüdlich das Mitgefühl, die Durchsetzungskraft, die Resilienz und den Forscher*innengeist der Kinder zu fördern.“ Wir würden erfahren, wie wir die Aufmerksamkeit unserer Schützlinge behutsam und subtil auf die wichtigen Themen lenken konnten, ohne sie damit zu überfordern.

So würden die Kinder selbst beginnen, sich und ihrem Umfeld Fragen zu stellen. Sie würden ihre Werte entdecken und verfestigen und zu starken Individuen heranwachsen, die Verantwortung für sich selbst und die Gesellschaft übernehmen wollen würden.

Diorama „Gefährdete Tiere“ – Beitrag von Dimansa 

„Die kleinen Menschen, die sich nach der Ausbildung in Ihrer Obhut wiederfinden werden“, sagte Madame Duval, „haben einen überproportional großen Zugang zur Macht. Durch Ihre Arbeit können Sie nicht nur dafür sorgen, dass die Kinder in einem Umfeld der Liebe aufwachsen und Empathie entwickeln. Wir hoffen von Herzen, dass diese Empathie auch auf die Eltern der Kinder abfärben wird und auch sie ihren Einfluss fortan stärker in den Dienst des Guten stellen werden.“

Madame Duval stutze kurz. Es war ihr nicht entgangen, dass einige der jungen Frauen bei diesen Worten mit den Augen gerollt hatten. „Unterschätzen Sie nicht den Einfluss, den Kinder auf ihre Eltern haben“, fuhr die Direktorin schmunzelnd fort. „Darüber hinaus gibt auch noch andere Menschen, die jetzt gerade vielversprechende Maßnahmen zur Verbesserung unserer globalen Lage vorantreiben.“

„Und spätestens, wenn unsere kleinen Schützlinge in einigen Jahren ihr Erbe und die Positionen in den elterlichen Unternehmungen antreten“, ergänzte Madame Duval entschieden, „werden sie die große Transformation unserer Gesellschaft forcieren können, die wir so dringend nötig haben.“

Am Abend, als wir jungen Frauen uns im Gemeinschaftsraum zusammenfanden, sah ich in die Gesichter der anderen: Alle schienen dieselbe Mischung aus Erschöpfung und Entschlossenheit auszustrahlen. Ich hatte verstanden, dass wir nicht nur zu Nannys ausgebildet wurden, sondern zu stillen Lehrmeisterinnen der Empathie und der Gestaltungskraft. Auf meine Lippen legte sich ein Lächeln. In die unbändige Liebe zu Kindern, die mich mein ganzes Leben lang begleitet hatte, mischte sich gerade ein Gefühl, das ich schon viel zu lange nicht mehr gespürt hatte: Hoffnung.