Hallo Joyce, toll, dass du dir Zeit für uns nimmst. Magst du dich kurz vorstellen?
Danke, ich komme aus Sambia und bin in Lusaka aufgewachsen. Das ist die Hauptstadt unseres Landes im südlichen Afrika. Ich habe eine Ausbildung in ökologischer Landwirtschaft und will später mal meinen eigenen Hof so betreiben.
Das klingt spannend. Ein eigener Hof ist aber bestimmt auch eine große Herausforderung.
Ja, aber mir liegt die ökologische Landwirtschaft am Herzen. Für mich ist das auch ein Beitrag, um einige der 17 Ziele zu erreichen. Zum Beispiel Ziel 2: kein Hunger.
Gibt es ein besonders großes Hindernis, um dieses Ziel zu erreichen?
Dürre ist ein wichtiger Grund, warum viele Menschen Hunger leiden.
Was für ein Klima habt ihr denn in Sambia?
Es gibt eigentlich drei Jahreszeiten: eine Regenzeit, eine Trockenzeit und einen Winter – aber nicht so, wie ihr den Winter in Deutschland kennt, sondern es ist kühl und trocken. In den letzten Jahren ist die Regenzeit aber oft ausgefallen oder war nur schwach. Und man kann sich nicht mehr darauf verlassen, wann der Regen kommt. Das war früher anders.
Warum ist das so ein Problem?
Die Bäuer*innen säen ihre Saat aus, wie sie es schon immer gemacht haben – und dann kommt manchmal kein Regen. Noch schlimmer ist es, wenn der Regen zwar kommt, aber zu schnell wieder aufhört. Dann sind die kleinen Pflänzchen zwar angewachsen, aber sie verdursten. So gehen viele Ernten kaputt.
Können die Bäuer*innen etwas dagegen tun?
Ein bisschen. Sie bauen zum Beispiel verschiedene Sorten an, auch solche, die weniger Wasser benötigen. Oder sie graben Brunnen und probieren wassersparende Bewässerungsmöglichkeiten aus.
Reicht das, um sich weiter gut zu ernähren?
Zum Teil. Manches wird auch auf dem Markt verkauft, und einige Menschen suchen sich Arbeit außerhalb der Landwirtschaft und kaufen dann Grundnahrungsmittel wie Mais. Der ist aber für viele inzwischen kaum noch bezahlbar.
Oh nein ... warum ist Mais so teuer geworden?
Mais wird auf größeren Feldern angebaut, da ist es besonders schlimm mit der Unsicherheit und dem ausbleibenden Regen. Mais wird auch aus anderen Ländern eingekauft, aber die typischen Anbauländer leiden ebenfalls unter Dürren. Das führt zu immer mehr Konflikten um Nahrungsmittel, wenn sie überhaupt angebaut werden, und um Wasser. Außerdem wird gutes Ackerland oft an Investoren in fernen Ländern verkauft. Das Wasser wird durch den Anbau auf den großen Feldern auch noch zusätzlich verschmutzt.
Hunger? Ja, immer, vor allem auf Wissen
Keine Armut, kein Hunger, sauberes Wasser – das sind drei der 17 Ziele, die sich die Länder der Erde vorgenommen haben. Drei Ziele mit vielen kleineren Teilzielen. Alle haben eines gemeinsam: Es sind vor allem Menschen in Afrika, Asien und Südamerika, die unter Armut, Hunger und verschmutztem Wasser leiden.
Das hat verschiedene Ursachen. Ein wichtiger Grund ist unsere Geschichte. Die Länder im globalen Norden – also wir – haben über mehrere Jahrhunderte Länder in Afrika, Asien und Südamerika erobert. Diese Länder haben wir unter uns aufgeteilt und ausgebeutet. Die Folgen spüren die Länder noch heute und die Ausbeutung geht weiter. Wir bauen für unsere Kühe Soja in Brasilien an, lassen Kinder auf Kakaoplantagen schuften und kaufen Klamotten wie Wegwerfware, genäht unter schrecklichen Bedingungen für einen Hungerlohn in Bangladesch. Geld machen damit nur wenige Menschen und vor allem große Konzerne. Fruchtbares Land geht den Menschen in diesen Ländern zur eigenen Versorgung verloren. Von der geringen Bezahlung können sie sich teilweise kaum ernähren – wenn es die Grundnahrungsmittel überhaupt auf dem Markt zu kaufen gibt.
Dabei wird auch das Wasser verschmutzt – durch die Landwirtschaft, die zum Beispiel mit Gift das Soja und den Kakao vor gefräßigen Tierchen und Krankheiten schützen will. Das Gift geht aber auch ins Grundwasser und in die Flüsse. Auch beim Herstellen von Kleidung werden giftige Chemikalien eingesetzt. So haben die Länder nicht mal mehr sauberes Wasser.
In Wirklichkeit ist alles noch komplizierter – und alles hängt mit allem zusammen.
Anke