Wir alle sollten weniger arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt Katharina Mau in ihrem Buch „Das Ende der Erschöpfung“. Darin zeigt sie Möglichkeiten auf, die Klima- und Biodiversitätskrise zu stoppen. Die Wirtschaftsjournalistin argumentiert, dass sich Umweltzerstörung und Wirtschaftswachstum nicht voneinander entkoppeln lassen. Sie widerspricht dem Mythos vom grünen Wachstum, das auf vermeintlich ökologischen Technologien basiert, denn auch für Kraftstoffe aus Biomasse würden Ökosysteme zerstört und auch erneuerbare Energien bräuchten Rohstoffe. Aus Sicht der Autorin gibt es einen zentralen Weg, will man die Welt zu einer nachhaltigeren machen: das Bruttoinlandsprodukt senken, dann sinken auch die Emissionen und mit ihnen die zerstörerischen Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlagen.
Mau erläutert die Zusammenhänge fundiert und verständlich. Vieles ist sicherlich bekannt, sodass dieses Kapitel angenehm kurz gefasst wurde. Viel interessanter ist der zweite Teil des Buches, in dem die Autorin zahlreiche Lösungsvorschläge präsentiert.
Hier steht ein Ansatz im Mittelpunkt: Degrowth. Der Begriff beschreibt im Wesentlichen die Idee, in reichen Gesellschaften Produktion und Konsum zu drosseln, um weitere Umweltzerstörung zu verhindern. In diesem Sinne geht Mau der Frage nach, wie sich die Produktion so weit herunterfahren lässt, dass trotzdem alle gut leben können.
Eine Frage des Wirtschaftssystems
Die Autorin erhebt nicht den Anspruch, ein vollständig entwickeltes Konzept zu haben. Ein zentraler Punkt ist aus ihrer Sicht, den Reichtum abzuschaffen, was zunächst kaum realisierbar scheint. Die Autorin plädiert daher für eine Vermögensabgabe (Rabe Ralf Dezember 2024, S. 4) anstelle einer Vermögensgrenze. Ein anderer Vorschlag, den Mau ausarbeitet, ist die solidarische Landwirtschaft. Doch auch dieser Ansatz hat Schwächen, weil er nicht auf die Versorgung sehr vieler Menschen ausgelegt ist. Eine allgemeine Grundversorgung, wie sie schon einige Städte zumindest in Teilaspekten anbieten, ist sicherlich ein erreichbares und förderliches Ziel.
Im Einzelnen sind die Ideen und Ansätze zwar nicht neu, aber die Autorin bettet sie in ein fundiertes Verständnis wirtschaftlicher und demokratischer Zusammenhänge ein. Mau zeigt auf: Klimawandel kann nicht nur aus ökologischer Sicht gedacht werden, das Prinzip des fairen Miteinanders muss in alle Bereiche unseres Daseins einziehen, besonders die Wirtschaft.
Das Buch bietet eine interdisziplinäre Diskussionsgrundlage für ein gerechteres und nachhaltigeres Wirtschaftssystem, das nicht an Nutzenmaximierung orientiert ist und auch nicht auf der Ausbeutung des globalen Südens basiert. Ein Wirtschaftssystem, in dem alle Menschen ihre Grundbedürfnisse erfüllen können und das ihnen Wohlbefinden ermöglicht. Die konkreten Vorschläge dürften für eine langfristige Umsetzung noch nicht ausgereift sein, aber sie regen zum Weiterdenken an und ermutigen zu Veränderung.
Rezension zu:
- Autor
- Katharina Mau
- Titel
- Das Ende der Erschöpfung
- Unteritel
- Wie wir eine Welt ohne Wachstum schaffen
- Verlag
- Löwenzahn Verlag, Innsbruck 2024
- Seiten, Preis
- 232 Seiten, 22,90 Euro
- ISBN
- ISBN 978-3-7066-2989-8